Tourismus

Berghotel Hinterstoder

Revitalisierung / Interieur

Berghotels aus einer anderen Zeit sind, je nachdem, manchmal bloß banal, manchmal aber auch magisch oder ikonisch. Man denke nur das eingeschneite Vorarlberger Ferienhotel "Edelweiß" in Karl Markovics' Landkrimi *Das letzte Problem*, in dem die Zufallsgesellschaft der Gäste während eines tagelangen Winterorkans und einer gleichzeitig stattfindende Mordserie zur Schicksalsgemeinschaft wird. Oder an das winterlich verlassene "Overlook-Hotel" in Colorado aus der Stephen-King-Roman-Verfilmung *Shining* von Stanley Kubrick.

Tragödien wie diese haben sich im alten Berghotel von Hinterstoder – jedenfalls soweit man weiß – nicht zugetragen. Und auch die tragische Bestimmung, jahrelang im Leerstand ein trauriges Dasein als Tourismusruine aus einer versunkenen Ära zu führen, ist dem in den 1970er Jahren unweit der Hössbahn-Mittelstation in zeittypischem Stil gebauten Haus erspart geblieben.

Die vorsichtige Revitalisierung und Erweiterung der auf 1.400 Höhenmetern gelegenen kalkalpinen Landmark mitten in dem beliebten Ski- und Wandergebiet ist ein Signal, das weit über die Region hinaus zu hören ist. Es zeigt die fortschreitende Morgendämmerung eines neuen Tourismuszeitalters in der Pyhrn-Priel-Region an, das um seiner Zukunftsfähigkeit willen nachhaltig sein muss und sein will.

Nachhaltigkeit hat bekanntlich viele Facetten. Eine wesentliche besteht darin, bestmöglich mit den vorhandenen Ressourcen zu arbeiten. Einen auf zwei Gebäudeflügel verteilten Bestand, ein locker bewaldetes Grundstück mit gut und gerne 27.000 m2 sowie eine forstreiche Umgebung, die den Werk- und Wertstoff Holz auf kurzem Weg zur Verfügung stellt.
Der intensive Blick auf den Bestand zündet bald den Funken der Inspiration für unsere zentrale Gestaltungsidee: Auf dem Plan und auf den Luftbildern erinnert der voluminöse Baukörper des Berghotels mit seinen beiden schräg zueinander angeordneten Bauteilen und ihren großen Dachflächen an die weit ausgebreiteten Schwingen eines Adlers. Dort setzen wir bei unserer Neuinszenierung an, die den Eindruck des majestätischen und doch so leichten Schwebens zu verstärken sucht. Überhaupt ist Leichtigkeit das Schlüsselwort für unsere Strategie: Da ein Abriss des bestehenden Gebäudes aus ökonomischen wie ökologischen Erwägungen kein Thema ist, ordnen wir die 40 neuen Apartments mit einem 1.000 m2 großen Spa der tragenden Struktur des Hauses entsprechend auf dem Weg des geringsten baulichen Widerstandes an. Indem wir die beiden Dächer heben, bewirken wir die Transformation von nur eingeschränkt nutzbarem Raum in wertvolle Wohnflächen.
Leichtigkeit zeichnet auch Holz als das primäre Baumaterial unserer Wahl rein physikalisch aus. Schon von Natur aus nachhaltig, bessert dieser Werkstoff die Ökobilanz des Bauvorhabens dank seines deutlich unter den Vergleichswerten von Stahl und Beton liegenden Gewichtes weiter auf. Anders gesagt: Mit jeder LKW-Fuhre Holz kommt mehr Material auf den Berg als es bei schwereren Baustoffen der Fall gewesen wäre.

Die Lodges zeichnen sich durch extrem steile Dachflächen aus, die ihren Grundflächenbedarf auf ein Minimum reduziert. Das verschafft uns die notwendige Situationselastizität, um die in drei Größen entworfenen Lodges zwischen den bestehenden Bäumen zu platzieren – und massive Rodungen hintanzuhalten. Da die Häuser gleichsam in den Hang hineingeschoben sind, entfällt die Notwendigkeit, die Berglandschaft als solche mit einer aufwändigen Terrassierung zu transformieren.
Das unter dem Namen TRIFORÊT geführte Alpin Resort wirkt damit wie eine Siedlung im Wald, die den Spagat meistert, sich mit natürlichem Selbstbewusstsein zu zeigen und doch mit der Landschaft eins zu sein. Ein wunderbarer und durchaus filmreifer Schauplatz. Wenn auch keineswegs für ein Drama – sondern vielmehr für einen meditativen Essayfilm über ein neues Verhältnis von Natur und Mensch.

Berghotel Hinterstoder

Making of