Wohnen

Wohnhaus K,
wie Japan

Neubau

Ein Haus, geplant und gebaut für eine Frau und eine Katze: Das klingt wie das Setting eines neuen transrealistischen Romans von Haruki Murakami. Gälte es, diese vorerst noch ungeschriebene Geschichte zu verfilmen, böte sich fernab des Inselreichs der aufgehenden Sonne die Gegend von Bad Hall als Location an. Denn mit dem von uns gestalteten und während der Errichtung bis zur Schlüsselübergabe begleiteten Japanhaus gibt es dort ein Bauwerk, das so ohne weiteres auch in Japan stehen könnte. Sei es am Land, sei es in einem der stilleren Viertel einer der Großstädte.

Wer das eingeschoßige Haus betreten darf, hat sofort die Gewissheit, dass sich hier wie in den Geschichten von Murakami Wunderbares ereignen wird – und sei es nur das Wunder eines aufmerksam gelebten Alltags. Tatsächlich ist von den räumlichen Proportionen bis zu den kleinen und noch kleineren Details alles mit einem Bewusstsein dafür geschaffen, den Lebensvollzug der vielen Rituale und Routinen rund um das Sitzen, Liegen und Stehen wie auch um das Kochen, Essen, Trinken, Lesen, Reinigen, Hören und Schauen freudvoll statt in roboterhafter Endlosschleife üben und praktizieren zu können.

Das formgebende Maß fast aller Dinge im Haus war und ist die unter ihrem japanischen Namen Tatami bekannte Reisstrohmatte, die das klassisch-japanische Äquivalent zum Quadratmeter ist: Über Jahrhunderte wurden Wohnraumgrößen in Japan nach der Zahl der dort Platz findenden Tatamis bemessen und angegeben. Die Tatami-Proportionen von einem halben Ken Breite und einem ganzen Ken Länge – regional stark zwischen etwas mehr als anderthalb bis fast zwei Meter schwankend – waren Inspiration und Vorlage sowohl für den Grundriss des Hauses wie auch für die Rasterung der Holzfassade.

Dem durch und durch japanischen Lebensgefühl der Bau- und Hausherrin entsprechend, ist alles im Haus in größtmöglicher Schlichtheit und dem japanischen savoir vivre entsprechend gehalten. Statt durch Schwingtüren mit Türdrücker sind die Räume durch leichte Schiebetüren aus Japanpapier miteinander verbunden bzw. getrennt. Der japanischen Devise "(Der Eindruck von) Natürlichkeit ist teuer (durch exzellente Arbeit bzw. beharrliches Üben erkauft)" folgend, offenbart das Japanhaus seinen Charakter umfassender Nachhaltig nicht auf den ersten Blick.

Erst nach und nach werden Besucherinnen und Besucher des durchgehenden Lehmputzes und Stampflehmbodens gewahr. Dass das nicht offensiv als solches auftretende Ökohaus ein Holzbau ist, muss man wissen. Die Katze hat sich für ihren Teil nicht zu ihrem neuen Zuhause geäußert, gibt aber durch ihr tiefenentspanntes Verhalten zu erkennen, dass auch sie rundum zufrieden mit dem sustainable Japanese housing ist.