Öffentlicher Raum

Pfarrheim Sierning
FOKUS

Neubau

Während im geweihten Sakralbau das geistliche Leben der Pfarrgemeinschaft stattfindet, spielt sich im Pfarrheim die weltliche Dimension des Gemeinschaftslebens ab – weit über die Reihen der Gläubigen hinaus: Am Land ist das Pfarrheim oft der Ort für Vorträge, Konzerte, Diskussionsrunden, Beratungsangebote und Aktivitäten wie Yoga und Pilates.

So ist es auch im Einzugsbereich von Steyr in der Gemeinde Sierning, die mit der gotischen Stephanskirche ein besonders schönes Gotteshaus besitzt, das denn auch unter Denkmalschutz steht – und mit ihren schon weit über tausend Jahren das wesentlich jüngere alte Pfarrheim überdauert. An dessen Stelle soll ein neues treten, wofür ein Wettbewerb ausgelobt wird (den wir mit unserem Entwurf gewinnen). Das ist auch eine spannende ortsbauliche Aufgabe, zumal das Pfarrheim mit Kirche, Gemeindeamt und Dorfwirtshaus den Sierninger Ortskern bildet.

Unsere Lösung besteht in Übereinstimmung mit dem christlichen Geist der Geschwisterlichkeit in einer Umarmung: Das neue Pfarrheim hält respektvollen Abstand zur Kirche und sucht doch seine Nähe. Indem es sich an die Apsis der Kirche – das sakral so wichtige Halbrund hinter dem Altar – schmiegt, ohne es zu erdrücken. Gleichzeitig öffnet es sich hin zum vorgelagerten Kirchplatz. Dadurch entsteht ein markantes Ensemble, das seinen Charakter aus dem Miteinander von Alt und Neu ebenso bezieht wie aus der nicht gerade alltäglichen Neugebäudeform. Sie ergibt sich aus inneren und äußeren Notwendigkeiten, nämlich aus der Raumabfolge bzw. dem Kirchengrundriss und der Grundstücksgrenzen.

Leichtigkeit ist unser Leitbegriff: Das neue Gebäude ist um einiges niedriger als sein Vorgänger, was der Apsis zusätzliches Licht schenkt. Das Untergeschoß mit den Gruppenräumen schiebt sich förmlich in das abfallende Grundstück hinein; im Obergeschoß ist der Pfarrsaal situiert, der sich mit einer variablen Trennwand situationselastisch dimensionieren und mit drehbaren Lamellen vor den Fensterflächen verdunkeln lässt.